Überwindung & Herausforderung: Silvester in Rom

Zum Abschluss des Jahres 2014 habe ich mich der größten Herausforderung gestellt seitdem ich von meiner Histaminintoleranz weiß. Ich bin über Silvester nach Rom geflogen. Fünf ganze Tage. Ins Ausland. Mit acht weiteren (und essenstechnisch nicht eingeschränkten) Leuten. Was für viele einen Katzensprung und Freude pur bedeutet, war für mich im Vorfeld nicht leicht. Durch die HI bin ich sehr unflexibel geworden, plane mein Essen fast schon minutiös durch, kann mich nicht mehr leicht auf völlig neue Situationen einstellen. Eigentlich verrückt; die Ernährungsumstellung hat mein Leben so verbessert und gleichzeitig so schwer gemacht, dass ich eine richtige Panik vor dem Verreisen entwickelt habe. Panik nicht nur vor dem Essen, sondern auch vor Symptomen, die im Urlaub alles andere als angenehm wären. 

Nun also Silvester in Rom. Wochen vorher dachte ich nur "Irgendwie schaffst du das...das wird ein toller Urlaub; schließlich nehme ich ja alle wichtigen Lebensmittel mit". Und trotzdem: Sobald es auf Weihnachten zuging, stieg Panik in mir auf. Ich hatte in den wenigen freien Tagen vor Abflug nicht nur eine große Menge an Uniaufgaben zu bewältigen, Weihnachten zu feiern und lange nicht gesehene Freunde zu treffen, sondern auch genau planen, was ich mitnehmen muss. Neben Lebensmitteln fielen mir immer mehr alltägliche Haushaltsgegenstände ein, die für mich unentbehrlich waren. Das Ergebnis: Totales Kopfchaos. Der Umstand, dass unser Ferienhaus in Rom wirklich gut an Küchenutensilien ausgestattet ist, mochte mich nicht beruhigen...die lästige Frage "Was ist, wenn das uns das fehlt?" geisterte ständig vor meinen Augen herum. Darüber hinaus plagten mich Fragen wie: "Was ist, wenn die anderen es nicht verstehen, dass ich ständig mein eigenes Essen koche? Was mache, wenn sie essen gehen? Als dann alle zwei Tage Durchfall hatte, kaum mehr etwas essen konnte, ohne dass es mir schlecht ging, wollte ich die Reise sogar absagen. Obwohl zwei von drei Sachen meiner großen Vorbackaktion nichts wurden und ich nervlich völlig am End war, stieg ich trotzdem am letzten Montag von 2014 in den Zug zum Flughafen. Und ja, in diesem Moment kam ich mir ein kleines bisschen vor wie ein tollkühner Held.

Das Ende vom Lied: Die Woche in Rom war traumhaft und hat mich eines besseren belehrt. Meine Freunde waren sehr verständnisvoll; ich habe mich beim Essen nicht ausgeschlossen gefühlt (was leider schnell passieren kann). Durch meine gute Planung hatte ich genug zu essen mit, musste nur frische Sachen kaufen. Ich konnte backen und tagsüber Brot und Stollen mit auf unsere Erkundungstouren nehmen. Auch wenn mir das Brot am Ende der Woche zum Hals raus hing: Die Reise hat mir meine Angst vor der Unflexibilität genommen. Sie hat mir die Angst vor der Fremde, dem völlig Unbekannten genommen, die ich in den letzten Monaten entwickelt habe. Es ist alles eine Frage der richtigen Planung. Auch wenn viele mir vorher gesagt haben, dass ich es schaffe - und auch manche von euch jetzt denken mögen, dass ich übertreibe: Ich musste diesen Weg selbst gehen, von der anfänglichen Panik hin zu der Überzeugung, dass es auch mit HI gut gehen kann. Jetzt kann ich stolz sagen: Ich bin an meinen Herausforderungen gewachsen, habe meine Angst bekämpft und war in den Tagen in Rom tatsächlich - bis auf Nachts - symptomfrei. 





2 Kommentare:

  1. Du machst mir Hoffnung und gibst Mut. Danke! ;o)

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  2. Hallo Sarah!

    Als ich das hier eben las, habe ich mich zu 100% wiedergefunden. Ich bin ganz am Anfang von Tests und Untersuchungen, aber es bestätigt sich leider, dass ich an einer HIT, LIT und FIT leide. Es dreht sich momentan nur ums Essen und Kochen. Es macht mir Hoffnungen, was Du so schreibst... werde hier weiterlesen.

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