Histaminintoleranz: Mein Alltag


In Anbetracht dessen, dass für mich ein Blogbeitrag nur mit Foto ein richtiger Beitrag ist, habe ich aus Mangel eines passenden Fotos einen kleinen Schnappschuss von mir hinzugefügt. Ich glaube, er spiegelt mich recht gut wieder.

Ich kann von mir behaupten, dass ich seit der Diagnose sehr gut mit der Intoleranz lebe. Für mich war sie eine Erleichterung; die Antwort auf meine zahlreichen, lebenseinschränkenden Symptome. Ich habe sie kostenlos im Uniklinikum Aachen testen lassen - eine der besten Entscheidungen, weil ich in meiner "Selbsthilfe"gruppe auf Facebook oft mitbekomme, dass viele für einen entsprechenden Test in die eigene tasche greifen müssen. Wie ich bereits in meinem einleitenden Post geschrieben habe, ist Histaminintoleranz kaum erforscht. Das ist auch der Grund, weshalb sich mein behandelner Arzt nicht damit auskannte. Ich ärgerte mich zwar darüber, war aber im Grunde einfach froh, endlich eine Diagnose erhalten zu haben. In Eigenregie begann ich meine Ernährung umzustellen (der Ernährungsberaterin, die sich nach endlosen vier Wochen meldete, erzählte ich mehr über die richtige Ernährungsweise als sie mir...). Diese Liste und die tollen Menschen aus der Facebook-Gruppe halfen mir bei den ersten Schritten.
In den ersten tagen ass ich vor allem Kartoffeln, Möhren und Zucchini und gekauftes Brot. Die ersten Symptome wie das ständige Hungergefühl, die schlimme Unterzuckerung und die Dauerübelkeit verschwanden relativ schnell, der Schwindel blieb jedoch. Für mich war aber klar: Ich befand mich auf dem richtigen Weg. Was das Brot betrifft, so dachte ich lange, dass mir Weizen und vor allem Hefe bzw. Sauerteig nicht viel anhaben könnten. Da meine Symptome teilweise immer noch da waren, begab ich mich auf die Suche nach einem Rezept für histaminarmes Brot (es folgt bald ein Rezepte-Post dazu). Dank des unendlichen Wissens meiner Lieblingssuchmaschine hatte ich schnell etwas passendes gefunden. Und siehe da: Mein erster Backversuch sah gar nicht mal so schlecht aus. Nachdem ich das Brot ersetzt hatte und mein Speiseplan nur noch histaminarme Speisen enthielt, hatte sich was verändert: Mir ging es gut. Wirklich gut. So gut, wie ich mich schon lange nicht mehr gefühlt hatte. Und da merkte ich auch das erste Mal, wie ich mich all die Monate vorher durch den Tag geschleppt hatte, wie schlecht es mir wirklich gegangen war. Ich hielt mich ohne Ausnahme an meinen Speiseplan, die Angst etwas falsches zu essen, war einfach viel zu groß.

Ihr wollt bestimmt wissen, wie mein "karger" Plan aussah:

  • Morgens habe ich Cornflakes mit Milch gegesssen (zum Glück liebe ich die Dinger und kann sie immer noch sehen; heute essen ich manchmal auch Frosties als Alternative)
  • Zwischendurch gab es Brot mit jungem Gouda oder Butter, Joghurt mit Haferflocken oder Oatmeal
  • Abends habe ich meistens Dinkelnudeln, Kartoffeln, Reis oder Kartoffelbrei mit Möhren, Brokkoli oder Zucchini gekocht, die Sauce habe ich auch Mehlschwitze hergestellt
Nach und nach wurde ich experimentierfreudiger und probierte Lebensmittel aus der Liste, die als unbedenklich gekennzeichnet sind. Ich traute mich vor allem endlich wieder an mehr Obst und Gemüse heran, was ich davor vom Darm kaum vertragen habe (oder vielleicht habe ich  auch immer nur unverträgliches gegessen). Mittlerweile stehe ich an einem Punkt, an dem ich eine gute Auswahl an Lebensmitteln habe. 
Trotzdem: Das Essen ist oft eintönig. Es gibt Tage, da verfluche ich die Intoleranz, die mir mein Leben in so vielen Weisen schwerzumachen versucht. Da ist die fehlende Spontanität. Wenn ich einen ganzen Tag unterwegs bin, muss ich mein Essen vorplanen und mitnehmen. Gibt es keine Kühlmöglichkeit, kann ich nur Dinge mitnehmen, die auch ohne Kühlung frisch bleiben (das ist bei HIT so eine Sache...die Lebensmittel sollen möglichst frisch sein und gekühlt werden). Dann greife ich meistens zu dem altbewährten, selbstgebackenen Brot zurück - das ich leider Gottes nicht mehr sehen kann. Möhren und Apfelmus sind eine weitere gute Snackidee für Unterwegs. Auch nehme ich gerne selbstgebackene Muffins, Kuchen oder Waffeln mit (auch hierzu werde ich nochmal einen gesonderten Beitrag schreiben). Mindestens einmal am Tag brauche ich aber etwas "richtiges" zum Essen, muss also kochen. Das grenzt meine Flexibilität ein, ist aber mit ein wenig Planung durchaus machbar. In den Urlaub fahre ich im Moment nur mit der Sicherheit einer Küche am Ferienort. Vielleicht werde ich mit der Zeit aber auch in Bezug darauf entspannter? Obwohl sich Restaurantbesuche immer wieder als verzwickte Situation heraus stellen, gibt es eins, in dem ich immer etwas essen kann: Im Vapiano vertrage ich die Dinkelnudeln. Dazu bestelle ich nur Butter und Gemüse. nicht selten kommt die Frage "Wollen Sie das wirklich so essen? Ganz ohne Sauce?" Ja, möchte ich. Danke der Nachfrage.
Wenn ich eins gelernt habe, ist es die verschiedensten Menschen, bei denen ich essen kaufe oder bestelle mit Fragen zu löchern. Dass ich damit häufig auf genervte Gesichter treffe, macht mir immer weniger aus. Denn es gibt auch die andere Seite: Menschen, die sich für die "Krankheit" interessieren oder sogar selbst Erfahrung damit haben. Die schlechten Tage, an denen ich mich weinend in meinem Bett verkrieche und am liebsten Hamburger, Pizza und sonstige verbotene Sachen in mich hineinschaufeln möchte, kann ich (zum Glück) an einer Hand abzählen. Ich akzeptiere die Intoleranz und achte sehr genau auf die richtige Ernährung, weil ich weiß, wie schlecht es mir sonst wieder gehen würde. Im Großen und Ganzen überwiegt also das Positive. Mir geht es nicht nur besser, ich lerne auch meinem Körper sehr gut kennen und achte dementsprechend mehr auf mich. Eine Eigenschaft, die ich lange nicht beachtet habe und die viele Menschen in unserer stressigen Zeit immer mehr vergessen.

Falls ihr euch durch den wieder viel zu lang geratenen Text gekämpft habt: Danke, dass ihr mir zuhört!



3 Kommentare:

  1. Wow, das ist wirklich sehr schwer mit so einer kompletten Umstellung zu leben... Ich stelle es mir wirklich hart vor und wünsche dir alles Gute der Welt, dass du immer mehr verträgliche Lebensmittel, Tipps und Rezepte findest und diese "schlechten Tage" wirklich nur wenige bleiben. Ich bin mir sicher in ein paar Monaten hat sich bei dir ein Alltag eingespielt und du kommst gut zurecht :)

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  2. Amazing look :)

    http://maariemarie.blogspot.com/

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  3. Hallo, ich bin gerade auf deinen Post gestoßen. Ich würde mich freuen, wenn du mir evtl. dein Brotrezept schicken könntest. Meine Tochter (8) und ich würden uns sehr freuen. Liebe Grüße Sabine
    http://www.saemanns.blogspot.de/

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